VW-Transporter – Helfer in Not und Gefahr

VW-Transporter  –  Helfer in Not und Gefahr

Mehr als fünfzig Jahre alt ist dieser Volkswagen-Werbeslogan. 1992, als der Jugoslawien-Konflikt eskalierte, erinnerten wir uns an ihn: mit »BulliKartei«, dem Verein der Freunde des VW-Transporters bis ’67, hatten wir seit Ende der achtziger Jahre längst eine Reihe von Veranstaltungen für Bulli-Oldies organisiert   –  und dabei begriffen, dass alte VW-Busse im Ruhestand nicht nur als Ausstellungs- oder Schlafwagen taugen, sondern noch immer ihre legendäre Nützlichkeit demonstrieren können!

bbf1So entstand die naive Idee einer kleinen mobilen Hilfs-Bereitschaft mit klassischen VW-Transportern. Allerdings zeigte sich schnell, dass es mehr braucht, als nur einen zuverlässigen Bulli-Veteranenkonvoi: unser spontaner Plan, ein Kinderkrankenhaus in Sarajevo mit dringend benötigten Hilfsgütern zu versorgen, ließ sich im Herbst 1992 wegen des Kriegsgeschehens in Bosnien nämlich NICHT umsetzen.

Mit dem Sammeln der Hilfsgüter war allerdings schon begonnen worden  –  also musste ein Alternativziel her: kurz vor Sylvester 1992 rollte unser erster humanitärer Hilfstransport mit sechs wackeren VW-T1 unter dem inspirativen Motto BULLIS BRINGEN FREUDE… restlos überladen via Wien und Budapest nach Rumänien. Auf dem engen Hof der gerade erst gegründeten Caritas-Filiale von Satu Mare türmten sich (bei frostigen minus zwanzig Grad Celsius!) knapp drei Tonnen Medikamente, medizinische Apparaturen, Hygieneartikel, Bekleidung, Schulmaterial und Spielzeug. Ein großartiges Gefühl, für Notleidende wie Helfer!

Bewegende Herzlichkeit bei Caritas Satu Mare, die allgegenwärtige Bedürftigkeit und das fühlbare Leid der Menschen überzeugten uns doch recht schnell, dass diese „einmalige Aktion“ doch wohl noch nicht beendet sein konnte…?!

Wir erweiterten daher das aktive Fahrer-Team und den Spendensammlerkreis um hilfreiche Mitarbeiter der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde sowie rührige Eltern, engagierte Lehrer und tatkräftige Förderer der Albert-Schweitzer-Schule in Frankfurt am Main  –  so formte sich seit 1995 unsere eigenständige Gemeinschaftsinitiative von VW-Bus-Besitzern aller Bulli-Generationen. Na klar: wir besuchten Caritas Satu Mare auch weiterhin; bis 2013 insgesamt sechzehn Mal.

„Zur Abwechslung“ ging es bereits 1994 für UNICEF Sarajevo nach Split/Kroatien und im Jahr darauf für die EU-Administration nach Mostar in Bosnien-Herzegowina.

Zum »50. Geburtstag des VW-Transporters« im April 2000 ergab sich dann endlich doch noch die Gelegenheit, mit einem humanitären Oldie-Konvoi nach Sarajevo zu gondeln: durch Vermittlung des lokalen Volkswagen-Importeurs unterstützten wir das örtliche Rote Kreuz mit einem T3-Achtsitzer-Kleinbus sowie ein Flüchtlingsprojekt im Vorort Vogosča mit Sachspenden und Bargeld. Weitere Kontakte in diesem Krisen-gebiet ermöglichten zusätzliche Transporte nach Sarajevo und darüber hinaus sogar bis nach Goražde. Dort versorgten wir bis zum Sommer 2003 mehrfach ein Waisenhaus, einen Invaliden-Hilfsverein und eine große Selbsthilfegruppe mobilitätseingeschränkter Menschen mit den unterschiedlichsten Hilfsgütern.

Erfreulicherweise erlaubten uns gelegentliche Geldspenden (sowie der Erlös aus Spielzeugbulli-Sammler-Editionen), günstige gebrauchte und recht gut erhaltene VW-T3-Behördentransporter zu erwerben. Diese überführten wir »im Dienste der Menschlichkeit« nach Rumänien und ins ehemalige Jugoslawien: Rettungswagen, Personentransporter, Mehrzweck-Kombis, Kasten- und Pritschenwagen usw.

Im Sommer 2004 förderten wir erstmals den schottischen Schulhilfe- und Sozialverein The Daisy Chain Trust mit einer geeigneten finanziellen Zuwendung  –  immerhin schipperten unsere „historischen“ Bullis dafür über den Kanal und zockelten dann quer durch England bis nach Edinburgh (und zurück)!

BBF 05 nach Satu Mare 1194

Die „klassische bbf-Aktion“ ist unbestritten mit kultigen T1-Oldies unterwegs. Doch mit der Zeit erwiesen sich humanitäre Hilfseinsätze mit Oldtimern allein  –  insbesondere wenn kurzzeitig beträchtliche Entfernungen zurückzulegen waren  –  immer öfter als unwirtschaftlich bis undurchführbar: die Klassiker waren zu langsam, von ihrer Transportkapazität her zu unflexibel und letzten Endes auch zu verbrauchsintensiv (also zu teuer). Es war daher sinnvoller, aus Zeit- und Zuladungsgründen ebenso Anhänger und natürlich VW-Busse der neueren Baureihen einzusetzen. Außer unseren teameigenen, d.h. privaten Alltagsfahrzeugen kamen sogar allerneueste Modelle zum Einsatz  –  unentgeltliche Leih-Transporter von VW Nutzfahrzeuge aus Hannover (wobei die Reisekosten ALLER eingesetzten Fahrzeuge ausnahmslos durch unser bbf-Fahrer-Team selber getragen werden; ein Grundsatz, der für jede unserer Aktionen zutrifft). Und nach den erlebnis- wie erfahrungsreichen Konvois des ersten bbf-Jahrzehnts setzt sich unser Team inzwischen zumeist aus dem bewährten und routinierten „harten Kern“ zusammen, zu dem kreative Schrauber, fähige „Medizinmänner“, erfahrene Versorgungsprofis und kräftige „Bodyguards“ gehören. Sie alle tragen zum gelungenen Verlauf einer humanitären Mission bei.

Die internationale Ordensgemeinschaft der »Schwestern vom Guten Hirten« unterstützte uns seit 2001 bei der Durchführung der Transporte erheblich. Da ist es nur konsequent, dass auch wir das soziale Engagement dieses Ordens  –  verlässlicher Beistand für Kinder, Frauen und Familien in Not  –  mittlerweile bereits neunzehnmal bei vorwiegend südosteuropäischen Aktionen helfend begleitet haben.
Das Motiv  BULLIS BRINGEN FREUDE…  darf zweifellos mehrdimensional aufgefasst werden: neben materieller Hilfe für Bedürftige und Benachteiligte „transportieren“ wir grundsätzlich auch Anteilnahme, Verbundenheit und Solidarität. Überdies ergibt sich gerade bei unseren „alternativen“ bbf-Aktivitäten (mit den Bulli-Klassikern!) für Passagiere und ganz gewiss auch für uns selber recht fröhliches Fahrvergnügen!

In diesem Sinne wollten wir auch 2015 bei acht abwechslungsreichen Partner-Projekten in Nechanice (CZ), Hradec Kralove (CZ), AB-Schweinheim (D), Hofheim/Speyer (D), Shkodër und Korçë (Albanien) unbeirrt und verlässlich für ein wenig Freude sorgen!

Spendenkonto:
VFF Albert-Schweitzer-Schule e.V.
Kontonummer 867012, BLZ 500 502 01
Verwendungszweck „bbf-Spende“