Jahresrückblick 2016


Gemeinschaftsinitiative   BULLIS  BRINGEN  FREUDE…
Bulli-Fahrer
, VFF Albert-Schweitzer-Schule  und  kath. Dreifaltigkeitsgemeinde,  Frankfurter Berg
Projektleitung: Michael Steinke Hagebuttenweg; 10 D-60433 Frankfurt; Tel +49 – 69 / 54 19 18
michael.steinke@b-b-f.de

VW-Transporter  –  Helfer in Not und Gefahr

Über 50 Jahre „jung“ ist dieser Volkswagen-Werbeslogan. 1992, als der Jugoslawien-Konflikt eskalierte, erinnerten wir uns an ihn. Mit »BulliKartei«, dem Verein der Freunde des VW-Transporters bis ’67, hatten wir seit den achtziger Jahren bereits etliche Treffen für Bulli-Oldtimer veranstaltet und dabei gelernt, dass alte VW-Busse im Ruhestand nicht nur als Museums- oder Schlafwagen taugen, sondern noch immer ihre legendäre Nützlichkeit demonstrieren können!

So entstand die naive Idee einer kleinen mobilen Hilfs-Bereitschaft mit klassischen VW-Transportern. Doch schon bald zeigte sich, dass es mehr braucht, als nur einen zuverlässigen Bulli-Veteranenkonvoi: unser spontaner Plan, ein Kinderkrankenhaus in Sarajevo mit dringend benötigten Hilfsgütern zu versor-gen, ließ sich im Herbst 1992 wegen des Kriegsgeschehens in Bosnien nämlich NICHT umsetzen.

Mit dem Sammeln der Hilfsgüter war aber längst begonnen worden  –  also musste ein Alternativziel her. Kurz vor Sylvester 1992 rollte unser erster humanitärer Hilfsgütertransport mit sechs wackeren VW-T1 unter dem inspirativen Motto BULLIS BRINGEN FREUDE… ziemlich überladen via Wien und Buda-pest nach Rumänien. Auf dem engen Hof einer dort neu gegründeten Caritas-Station in Satu Mare türmten sich (bei recht frostigen minus zwanzig Grad!) rund drei Tonnen Babynahrung, Medi-kamente, medizinische Apparaturen, Hygieneartikel, Kleidung, Spielzeug und Schulmaterial. Ein ganz wunder- bares Gefühl, für Bedürftige, Not lei-dende wie für die Helfer!

Bewegende Herzlichkeit bei Caritas Satu Mare und das allgegenwärtige bedrückende Elend der Menschen überzeugten uns rasch, dass unsere Aktion kaum „einmalig“ bleiben konnte…    Wir erweiterten daher das aktive Fahrer-Team und den Spendensammlerkreis um tatkräftige Helfer aus der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde sowie rührige Eltern, engagierte Lehrer und Förderer der Albert-Schweitzer-Grundschule in Frankfurt am Main  –  so formte sich ab 1995 eine vereinsunabhängige, eigenständige Gemeinschafts-Initiative von VW-Bus-Liebhabern und Besitzern aller sechs Bulli-Generationen. Logisch: wir unterstützten Caritas Satu Mare auch weiterhin; bis 2013 insgesamt vierundzwanzigmal.

„Zur Abwechslung“ ging es dann 1994 für UNICEF Sarajevo mit bbf06 nach Split/Kroatien und im Jahr darauf für die EU-Administration und wiederum Caritas nach Mostar in Bosnien-Herzegowina.

Zum »50. Geburtstag des VW-Transporters« im April 2000 gab es dann endlich doch noch die Gelegen-heit, mit einem humanitären Oldie-Konvoi nach Sarajevo zu kutschieren: durch Vermittlung des lokalen Volkswagen-Importeurs versorgten wir das örtliche Rote Kreuz mit einem T3-Achtsitzer-Kleinbus sowie ein Flüchtlingsprojekt im Vorort Vogosča mit Sach- und Barspenden. Weitere Sozialkontakte in diesem damaligen Krisengebiet ermöglichten zusätzliche Transporte nach Sarajevo und darüber hinaus sogar bis nach Goražde. Dort unterstützten wir bis zum Sommer 2003 mehrfach ein Waisenhaus, das örtliche Kriegsinvaliden-Hilfswerk und eine große Selbsthilfegruppe mobilitätseingeschränkter Menschen mit unterschiedlichen Hilfsgütern.

Erfreulicherweise erlaubten uns gelegentliche Geldspenden (sowie der Erlös aus Modellbulli-Sammler-Edi-tionen), gebrauchte und recht gut erhaltene VW-Behördentransporter zu erwerben. Diese überführten wir »im Dienste der Menschlichkeit« nach Rumänien und ins ehemalige Jugoslawien: T3-Rettungs-fahrzeuge, Personentransporter, Mehrzweck-Kombis, Kasten- und Pritschenwagen usw.

Bei bbf24 im Juli 2004 förderten wir den schottischen Schulhilfe-/Sozialverein The Daisy Chain Trust erstmals allein mit einer finanziellen Zuwendung  –  immerhin schipperten unsere „historischen“ Bullis dafür über den Kanal und zockelten dann quer durch England bis nach Edinburgh (und zurück)!

Die „klassische bbf-Aktion“ ist zweifellos mit kultigen T1-Oldies unterwegs. Doch mit der Zeit wurden humanitäre Hilfseinsätze mit Oldtimern allein (insbesondere bei weiten Entfernungen) unwirtschaftlich und z.T. undurchführbar: die Klassiker fuhren zu langsam, konnten zu wenig transportieren und konsumierten zu viel Kraftstoff. Aus Zeit- und Zuladungsgründen war es daher sinnvoller, ebenso Anhänger und natürlich VW-Busse der jüngeren Baureihen einzusetzen. Außer unseren teameigenen, d.h. privaten Alltags-fahrzeugen kommen sogar allerneueste Modelle zum Einsatz  –  unentgeltliche Leih-Transporter von Volkswagen Nutzfahrzeuge aus Hannover (wobei grundsätzlich alle entstehenden Kosten ausnahmslos durch das jeweilige Aktions-Team selber getragen werden). Und nach den erlebnis- wie erfahrungsreichen Touren des ersten bbf-Jahrzehnts besteht unser aktuelles Team meist aus dem routinierten „harten Kern“, der kreative Schrauber, fähige „Medizinmänner“, bewährte Versorgungsprofis und zuweilen auch kräftige „Bodyguards“ umfasst. Sie alle tragen zum erfolgreichen Verlauf einer humanitären Mission bei.

Seit 2001 unterstützte uns die internationale Ordensgemeinschaft der »Schwestern vom Guten Hirten« bei der Realisierung der Transporte erheblich. Da erscheint es nur konsequent, dass auch wir das soziale Engagement dieses Ordens  –  verlässlicher Beistand für Kinder, Frauen und Familien in Not  –  mittlerweile bereits über zwanzigmal bei vorwiegend südosteuropäischen Aktionen helfend begleitet haben.

Das Motiv  BULLIS BRINGEN FREUDE…  darf durchaus mehrdimensional aufgefasst werden: neben materieller Hilfe für Bedürftige und Benachteiligte „transportieren“ wir grundsätzlich auch Anteil-nahme, Wertschätzung und Solidarität, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit. Überdies ergibt sich gerade bei unseren „alternativen“ bbf-Aktivitäten (mit den Bulli-Klassikern!) für Passagiere und ganz gewiss auch für uns selber recht fröhliches Fahrvergnügen!

Auch 2016 wollen wir in diesem Sinne  –  neben einem teambezogenen Vorhaben  –  fünf unserer bekannten Partner-Projekte in Hofheim-Marxheim (D), Gyöngyösoroszi (Ungarn), AB-Schweinheim (D) und Shkodër (Albanien) „besuchen“ sowie unmittelbar, vergnügt und verlässlich viel Freude (mit-) bringen!